Von Alta aus ging es bei einsetzendem Regen dem Meer entlang. Der Wind peitschte mir den Regen ins Gesicht. Nach etwa 20 Kilometer ging es dann den Berg hinauf, von 0 auf 400 müM. Oben war eine wunderschöne Hochebene, bevor es wieder bergab nach Skaidi ging. Entgegenkommende Lastwagen wirbelten jeweils das Wasser auf und ich bekam eine Dusche ab.
Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, hier ein wilder Bach, dort ein See, Hügel von denen Wasser zu Tal stürzt, breite natürliche Flüsse. Die Gegend erinnert an Pässe bei uns.
Am Abend habe ich mir eine Rentierpizza gegönnt. Es war aber mehr Teig, Käse und Pilze darauf als Rentier.
Während dem Essen bekam ich einen komischen Anruf. Eine Frau fragte mich, ob ich noch eine Nacht im gestrigen Hotel bleibe. Als ich verneinte, fragte sie mich, wann ich in Norwegen eingereist sei. Als ich ihr das Datum nannte, fragte sie mich ob ich in Quarantäne sei. Ich antwortete ihr, dass ich von Finnland gekommen bin. Worauf sie 'ok' sagte und das Gespräch beendete. 🤔
Heute sollte es lockere 60 Kilometer werden, eine einfache Etappe.
Beim Auschecken sagte mir der Besitzer, dass dieses Jahr sehr viele Radfahrer zum Nordkap möchten. Vor zwei Tagen hat mir der Sami gesagt, ich sei der erste Nordkapfahrer, den er dieses Jahr gesehen hat. So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Der Besitzer sagte mir auch, dass seine Frau und seine Kinder in Genf wohnen.
Schon beim Start wehte ein heftiger Gegenwind und es regnete. Zuerst ging es dem Repparfjord entlang. Wunderschöne Aussichten auf den Fjord und die Hügel waren zu sehen. Der Wind aber wurde immer stärker. Zum Teil kam ich kaum noch vorwärts. Dann kam die Kvalsundbrücke, die auf die Insel führt, auf der Hammerfest liegt. Die Hängebrücke ist 700 Meter lang und 25 Meter über dem Meer. Zu Fuss habe ich die Brücke überquert. Der Wind war bei Böen so stark, dass ich mich gegen das Velo stemmen musste. Ich hatte Mühe das andere Ufer zu erreichen.
Der Wind und der Regen liessen bis Hammerfest nicht nach. Nach 5 Stunden und 20 Minuten Fahrzeit erreichte ich endlich mein Ziel. Ein Schnitt kaum über 10 km/h.
Der eine oder die andere wird sich fragen, warum ich nach Hammerfest fahre, das Nordkap liegt doch auf einer anderen Insel. Nun ich möchte ein Schiff der Hurtigruten nehmen und damit den Nordkaptunel, der 7 km lang ist und 200 Meter unter dem Meer durchführt, umgehen.
Ich war heute im Eisbärenmuseum und in der Kirche. Viele Kirchen hier in Norwegen sind sehr modern.
Der Versuch zum Stuve-Denkmal zu gelangen scheiterte am Wind, der nach wie vor sehr stark bläst. Auch bin ich daran meine Heimfahrt zu organisieren.
Morgen geht es aber mit den Hurtigruten nach Honningsvag und übermorgen dann noch zum Nordkap. Das sind dann nochmals gut 70km und etwa 1300 Hm. Ich hoffe der Wettergott ist mir gnädig.
Da die Hurtigruten nur sehr sporadisch fahren, werde ich am Donnerstag die Fahrt nach Tromsö antreten.
Heute ging es also mit den Hurtigruten von Hammerfest nach Honningsvag. Bereits um 6 Uhr in der Früh musste ich einschiffen. Die Reise führte zwischen den felsigen, baumlosen Inseln durch. Wir sahen Seeadler und haben viel über die Rentiere erfahren. In Honningsvag habe ich noch das informative Nordkapmuseum besucht.
Morgen geht es also endgültig ans Nordkap.
Ich staunte am Morgen nicht schlecht. Der Wettergott bescherte mir wolkenlosen Himmel und auch die Temperatur waren etwas höher. Erst ging es einen Pass hoch, sogar mit Serpentinen. Immer wieder waren kleine Seen und Bäche zu sehen. Dann ging es den Pass wieder runter. Auf den umliegenden Hügeln waren Renntiere beim Äsen. Eine eindrucksvolle Gegend und plötzlich verstand ich die Mystik vom Nordkap. Bisher war es für mich eher ein Touristenattraktionen, die aufgebauscht wird und ein Ziel für Fahrradfahrer 😄.
Die Landschaft ist einfach einmalig.
Natürlich ging es zum Nordkap nochmals mächtig hoch.
Am Nordkap habe ich einen Radler aus Nürnberg getroffen. Er hatte aber nicht viel Zeit, weil er wie ich, einen Grossteil seines Gepäcks in Honningsvag gelassen hatte. Er hatte aber keine trockenen Kleider dabei. Auf dem Nordkap wehte ein kalter Wind. Daran hatte ich gedacht.
Auf dem Rückweg traf ich noch einen Radler aus Helsinki. Er beklagte sich über die Steigungen, meinte aber mir als Schweizer mache das nichts aus, als ob ich jeden Tag den Simplon rauffahre.
Kurz vor dem Pass erwischte mich doch noch ein Regenschauer
Aber ich will mich nicht beklagen, ich habe einen fantastischen Tag erlebt.
Morgen geht's mit den Hurtigruten nach Tromsö. Ich hoffe ich kann dort meine Heimreise organisieren, auf Internet klappt es einfach nicht.
Für die Heimreise bin ich mit den Hurtigruten nach Trondheim gefahren, dort habe ich den Nachtzug nach Oslo genommen, Von Oslo ging es mit einem Nachtbus nach Hamburg und dann weiter mit dem nächsten Nachtbus nach Basel. Von dort bin ich mit dem Zug nach Schmitten, bevor mein Velo nochmals zum Einsatz kam und mich nach Bösingen fuhr.
Zum Abschluss noch etwas Statistik , insgesamt waren es nicht ganz 4'500km und etwas mehr als 25'000 Hm.
Übrigens werde ich hier in 1-2 Monaten noch kleine Filme hochladen, sobald ich die GOPRO Aufnahmen geschnitten habe.