Teil 1: Bösingen - Nürnberg (1.-8.Tag)


Tag 1: Start geglückt

Bösingen - Aarburg 85km/610Hm

Burg in Aarburg
Burg in Aarburg

Von Bösingen aus bin ich über den Bramberg gefahren, das war bereits eine Herausforderung. 25kg Gepäck (ohne Wasser, ohne Velo und ohne meine Wenigkeit 😉) von 500 Hm auf 700 Hm zu bugsieren war schweisstreibend. Weiter ging es durch die Vororte von Bern,  was wegen des Verkehrs sehr mühsam war. Von Schönbühl (woher kommt das Schön?) fuhr ich dann auf dem Radweg "Alter Berner Weg" fast bis nach Aarburg. Der Weg führt wunderschön durch kleine Weiler. Wirklich ein Tip für all die E-Bike-Fahrer, deren hat es dort viele... In Kirchberg von der Serviertochter und in Meiniswil bei einer kleinen Pause, wurde ich nach dem Woher und dem Wohin gefragt.  Es ist schon etwas Spezielles wenn man sagt, ich bin heute gestartet und will ans Nordkap. Tönt "Grosskotzet". Aber sie waren sehr interessiert. 

Übrigens besten Dank für die vielen guten Wünsche, die ich heute per Email zu meinem Start erhalten habe. Entschuldigt, dass ich nicht alle beantworte,  aber dann käme ich definitiv nicht ans Nordkap. Übernachtet habe ich auf dem Campingplatz in Aarburg.


Tag 2: Nette Begegnung

Aarburg - Lauchringen ca. 80km/600Hm

Blick von der Hotelterasse zur Burg
Blick von der Hotelterasse zur Burg

Am Morgen bin ich zeitig vom Campingplatz los. Auf dem Platz waren noch 2 weitere Zelte mit Fahrradfahrern. Ein älteres Pärchen, das eine Schweizertour macht, da ihr ursprünglicher Plan, die Donau bis Belgrad und dann über den Balkan und Italien zurück in die Schweiz zu fahren, Corona zum Opfer viel. Mit der Bewohnerin des anderen  Zeltes habe ich nicht gesprochen.

Zuerst ging es wieder auf dem Alten Bernerweg weiter und später auf dem Aareradweg.

Es ging über die Vororte von Aarau bis Suhr. Plötzlich überholte mich eine junge Frau.  Sie hielt an und fragte mich, ob ich gestern auch auf dem Campingplatz in Aarburg war? Es war die Bewohnerin des anderen Zeltes. Wir fuhren dann die nächsten 40 Kilometer durch Brugg bis nach Bad Zurzach gemeinsam. Sie stammt aus einem Dorf in der Nähe von Estavayer und hat letztes Jahr die Matura in Payern gemacht. War also in einer Parallelklasse meiner letzten Schülerinnen und Schüler, die ich hatte. 

Leider haben wir uns ziemlich verfahren und dadurch einige Höhenmeter mehr gemacht. Es war sehr heiß. In der Sonne habe ich 40 Grad gemessen, was bergauf eine ziemliche Tortur war. Mein Navi und die GoPro haben sich abgeschalten. Meine Begleiterin ging in Bad Zurzach auf den Campingplatz. Sie will dann an den Bodensee und über Zürich zurück nach Estavayer. Es war eine angenehme und kurzweilige Begegnung. 

Ich fuhr dem Rhein entlang weiter. Nach ca. 3km sollte ich nach meinem Naviprogramm  komoot den Rhein queren. Die Fähre dort ist aber nur am Wochenende in Betrieb. So musste ich die 3km wieder zurück und bin dann über einen weiteren Hügel nach Lauchringen gefahren, wo ich total erschöpft ein Hotel nahm.


Tag 3: das DACH der Tour?

Lauchringen-Rottweil

89km / 780Hm

Rottweil
Rottweil

Von Lauchringen folgte ich dem Südschwarzwald Radweg. Der Weg führt sehr idyllisch der Wutach entlang. Ein kleiner wilder Bach. Es ging moderat bergauf. Von Grimmelshausen an wurde es immer steiler.

Plötzlich war ich auf einer Strasse, die mit 15 % Steigung angeschrieben war. Da hätte ich schieben müssen. Die Strasse war aber sehr schmal und es herrschte viel Verkehr. So schlau wie ich bin, habe ich in der Navikarte nach einer Alternative gesucht. Und da gab es effektiv einen Weg, der auf dem Hügel wieder auf die Strasse führte. Nun der Weg war zuerst asphaltiert, später ein Waldweg mit Löchern und dann ein Wanderweg, bevor er nur noch eine Spur im hohen Gras war. Zudem war er extrem steil. Teilweise konnte ich zwei Meter schieben, bevor ich mich mit angezogenen Bremsen erholen musste.

Nach einer weiteren Steigung war ich dann in Fürstenberg auf 820 Meter über Meer. Ich denke das dürfte der höchste Punkt der Tour sein. Jetzt warten zwar noch 20000 Höhenmeter, aber auch 20820 Meter Gefälle😊 .

Danach kam ich nach Donaueschingen, den Start des Donauradwegs, den ich mit Johann 2x begonnen habe. Das erste Mal hatte ich meinen Unfall, das zweite mal erreichten wir aber Passau.

Nach einem weiteren kleinen Hügel erreichte ich Schwenningen und fuhr dann den Neckarradweg, den ich 2018 mit meinem Sohn Achim gefahren bin, bis nach Rottweil. Morgen fahre ich nicht direkt dem Neckar entlang, erreiche ihn gegen Abend aber wieder. So kann ich allfällige Eichhörnchen umgehen, da mir bei der ersten Tour 2018 eines vors Rad sprang. Mit Auswirkungen auf meine Zähne und Rippen.


Tag 4: Bauchkrämpfe

Rottweil-Tübingen

70km / 600Hm

Burg Haigerloch
Burg Haigerloch

Von Rottweil aus fuhr ich nicht mehr dem Neckar entlang, sondern über ein Hochplateau teils auf dem Rosenweg (Rosen habe ich keine gesehen). Die Landschaft hat sich bereits seit gestern Nachmittag verändert. Alles ist viel weiter und offener. Auf dem Weg kam ich an zwei schönen Städtchen vorbei. Das eine war Haigerloch mit einer schönen Altstadt, dem Römerturm und dem Schloss. Das andere war Rottenburg am Neckar mit seiner schönen mittelalterlichen Altstadt. 

Bereits vor Rottenburg hatte ich Magenprobleme. Da ich noch nicht viel gegessen hatte, machte ich in Rottenburg eine längere Essens- und Trinkpause. 

Nachher ging es eher noch schlechter. Ich denke das ganze ist den hohen Temperaturen geschuldet. Als es dann in Tübingen noch ein Gewitter gab, hab ich mir ein Hotel genommen.

Da auch für morgen und übermorgen hohe Temperaturen angesagt sind, werde ich wohl weniger grosse Etappen fahren


Tag 5: (K)ein Eichhörnchen

Tübingen-Schwäbisch Gmünd

82km/380Hm

Schwäbisch Gmünd
Schwäbisch Gmünd

Heute fuhr ich durch Nekartenzlingen. Das sagt euch nichts? Mir schon. Als ich vor zwei Jahren mit Achim hier vorbei fuhr, attackierte mich ein Eichhörnchen.  Die Attacke kostete mich einen Zahn, die Brille und eine gebrochene Rippe.

Dieses Jahr wartete das Eichhörnchen bereits in Tübingen als ich das Velo startklar machte.  Ich drohte ihm mit meinem Pfefferspray und siehe da, ich sah den ganzen Tag kein Eichhörnchen mehr 😄.

Ich fuhr also den Neckar hinunter bis Plochingen, dann der Fils entlang und danach über Göppingen nach Schwäbisch Gmünd. Die letzten 25 Kilometer waren immer moderat steigend und am Ende fallend. Ich glaube, es handelt sich um eine alte Bahnstrecke. Sehr angenehm zu fahren.

Beim Lesen habt ihr sicherlich bemerkt, dass es meinen Bauchkrämpfen besser geht.


Tag 6: Wer kennt Dinkelsbühl?

Schwäbisch Gmünd - Dinkelsbühl

61km/780Hm

Schloss in Ellwangen - da hinauf musste ich
Schloss in Ellwangen - da hinauf musste ich
Die Altstadt von Dinkelsbühl
Die Altstadt von Dinkelsbühl

Eigentlich wollte ich noch 10-15 km weiterfahren, als ich durch das schmucke kleine Städtchen Dinkelsbühl fuhr. Ich entschloss mich für eine Nacht hier zu bleiben. 

Aber alles der Reihe nach:

Zuerst fuhr ich der Rems entlang bis Böbingen 🤔 und dann der Lein entlang, später kreuzte ich den Kocher und die Jagst, wo das Schloss von Ellwangen ist, um schlussendlich in Dinkelsbühl an der Wörnitz zu landen. Natürlich liegt zwischen jedem dieser Flüsse ein Hügel. Teils waren die Steigungen bis 15%, so dass meine Velotour zu einer Wanderung mit Velo ausartete.

Den Kocher-Jagst Radweg und den Altmühltalradweg habe ich mit Johann 2016 befahren. Da kommen einige Errinnerungen hoch.

 


Tag 7: Über vier Hügel nach Nürnberg

Dinkelsbühl - Nürnberg

88km/540Hm

Heute ging es der Wöritz entlang nach Feuchtwangen. Auch dies ein schönes mittelalterliches Städtchen. Leider ist das Foto nichts geworden. Später habe ich auch noch die Altmühl gequert. Weiter ging es nach Ansbach. Als Johann und ich auf dem Altmühlradweg waren, geschah nur wenige Kilometer entfernt in Ansbach ein islamistischer Anschlag.

Nach dem vierten Hügel kam ich dann an den Biberttalradweg, der mich nach Nürnberg führte.

Bisher habe ich 564km und 4087 Hm zurückgelegt.

Morgen gönne ich mir einen Ruhetag in Nürnberg und dann werde ich auch etwas über Corona,  wie ich es erlebe, schreiben. 


Tag 8: Ruhetag

Am heutigen Ruhetag habe ich einige wichtige Einkäufe gemacht und mir Nürnberg angeschaut.  Die Altstadt ist sehr weitläufig und an jeder Ecke steht eine besondere Kirche. Auch der Wunschbrunnen, bei dem man einen Ring reiben muss und sich dabei etwas wünschen darf, ist sehenswert. Angesichts der vielen Anstehenden und Corona habe ich auf das Reiben des Rings verzichtet.

Ich möchte heute auch etwas über Corona schreiben. In den beiden Bundesländern,  die ich durchradelt habe, sind die Leute viel konsequenter im Umgang mit Corona als wir in der Schweiz. In den Geschäften hat man Abstand zu halten und eine Maske zu tragen. Im Restaurant muss man seine Kontaktdaten hinterlegen und wenn man sich durchs Restaurant bewegt, hat man eine Maske zu tragen. Nach jedem Gast wird der Tisch desinfiziert. Alle Verkäufer und Verkäuferinnen und Kellner und Kellnerinnen tragen einen Mundschutz. Im Hotel ist es genauso. Das Frühstück wird einem serviert. Im meinem Hotel hier in Nürnberg meinte der nette Herr an der Rezeption (ohne Augenzwinkern) im Zimmer und während des Frühstücks könne ich die Maske abziehen.

Man spürt allgemein einen grossen Respekt vor Corona.