Teil 5: Riga - Helsinki


Tag 31: Die Ostsee

Riga - Salacgriva

110km / 380Hm

Die Ostsee
Die Ostsee

Die Velowege aus Riga raus waren bedeutend besser als die, die nach Riga führten.  Trotzdem dauert es immer lange bis man mit dem Fahrrad aus einer solchen Stadt heraus ist. Bei jeder Querstrasse muss man vor einer Ampel warten. Danach ging es wieder einmal entlang einer Schnellstrasse weiter. 

Es dauerte einige Zeit, bis ich die Ostsee zu Gesicht bekam. 

Das Wetter war typisch fürs Meer. Immer wieder kurze Regenschauer und dann wieder Sonne. Zeitweise hatte ich auch mit einem starken Seiten- oder Gegenwind zu kämpfen.

Die Gegend ist nach wie vor sehr flach. Wie mein Navi auf 380 Hm kommt weiss ich nicht. Vielleicht rechnet es den Wind in Höhenmeter um 🤔.


Tag 32: In Estland

Salacgriva - Pärnu Jaacupi

104km / 330Hm

Er  soll 6 Jahre in Lettland verbracht haben
Er soll 6 Jahre in Lettland verbracht haben

Nach 12 Kilometer empfing mich bereits Estland. Auf einer kaum befahrene Strasse fuhr ich entlang der Ostsee. Die Strasse hatte links und rechts schönen lichten Wald. Es war sehr angenehm zum Fahren. Immer wieder tauchten kleine Holzhäuser auf. Ich weiss nicht ob es Wohn- oder Ferienhäuser sind. Sie haben einen eigenen Charme. 

Später musste ich über eine Schnellstrasse, bevor wieder ein etwa 10 Kilometer langer Fahrradweg durch den Wald führte.  Der Weg scheint von der EU finanziert.  Man glaubt es kaum, aber alle 30 Meter hatte es eine Strassenlampe.

Es ist in den letzten Tagen merklich kühler geworden und zudem weht ein böiger Wind von der Ostsee her. Hier an der Küste hat es auch einige Ferienorte und die touristische Infrastruktur ist etwas besser. In der Zwischenzeit habe ich die Ostsee bereits wieder verlassen und radle Richtung Tallinn. 


Tag 33: Schlechte Nachrichten?

Pärnu Jaacupi - Tallinn

113 Km / 270Hm

Ein Blick-Titel, das muss sein, um meine Leser bei der Stange zu halten. 😉

Der Plan war eigentlich heute über Nebenstrassen nach Tallin zu gelangen und dann einen Ruhetag in Tallin zu verbringen, um am Montag nach Finnland überzusetzen.

Meine Cousine Romy schickte mir dann eine Email, in der steht, dass Schweizer ab Montag nicht mehr nach Finnland reisen dürfen.  Das kommt davon, dass ihr in der Schweiz nicht so brav mit Corona umgeht 😉.

Nun ich denke, dass mit Schweizern eigentlich Reisende aus der Schweiz gemeint sind und das Einreiseverbot mich nicht betrifft. Als ich gestartet bin, war das bereits so. Einreisen über die Baltischen Staaten waren aber möglich, wie mir die finnische Botschaft damals bestätigte. 

Trotzdem habe ich mich sicherheitshalber entschieden bereits morgen Sonntag nach Finnland überzusetzen. 

Deshalb habe ich  heute Tempo gegeben um trotzdem noch etwas in Tallinn zu sein. So verbringe ich den Abend in Tallinn. Eine wunderschöne mittelalterliche Altstadt, die nicht wie Riga an jeder Ecke mit Popmusik lockt, sondern auf ihr historisches Erbe setzt. Selbst in den Restaurants sind zum Teil die Bedienung mittelalterlich gekleidet und auch gibt es Essen danach.  Ich hatte heute Lamm auf Bohnen.

Auch in der Stadt ist viel los, über Hare Krishna und viele Junggesellen/ Jungesellinnen Abende und Musikanten. Alles sehr witzig. 

Für mich bisher die reizendste Stadt. Ich bin begeistert und auch überrascht,  hatte ich doch gedacht, die Stadt sei vor allem auf die Sauftouristen aus Finnland ausgerichtet. Schade, dass ich morgen weiter muss.

Tallin ist definitiv eine Reise wert. 


Tag 34: Fähre nach Helsinki und Treffen mit alten Bekannten

Tallin - Helsinki

Ein letzter Blick auf Tallinn
Ein letzter Blick auf Tallinn

Heute morgen ging es zum Fährhafen.  Als ich so in der Fahrspur fürs Einschiffen stehe, steht plötzlich Ingo, der Radler aus Köln, den ich in Litauen getroffen hatte, neben mir. Wir können uns kaum begrüssen, steht auch schon Moritz, der Radler, den ich auf der Etappe von Nürnberg nach Bayreuth getroffen hatte, bei uns. Übrigens stammt er aus Stuttgart und nicht aus Tübingen, wie ich damals geschrieben habe. Die beiden hatten sich auch schon getroffen und kannten sich somit. Zufälle gibt es, es gibt pro Tag etwa 5 Fährverbindungen, ganz abgesehen davon, dass ich gedacht habe, die beiden seien längst in Helsinki. 

Wir hatten zu dritt eine kurzweilige Überfahrt. Zum Abendessen haben wir uns dann verabredet und wir verbrachten zusammen einen angenehmen Abend. Die beiden werden morgen mit dem Schiff zurück nach Deutschland fahren. Ich aber werde zwei Tage in Helsinki bleiben, die Stadt besichtigen, Reparaturen am Velo vornehmen und meine Kleider waschen.


Tag 35 & 36: Ruhetage In Helsinki

Zuerst noch ein kleines Fazit zu Velofahren und Corona in den Baltischen Staaten.  Es hat relativ wenig Fahrradfahrer.  Ich habe nur eine Handvoll Tourenfahrer gesehen und vielleicht ein knappes Dutzend Rennradfahrer. In den Städten Riga und Tallinn sind aber einige 'Alltagsfahrer' unterwegs. E-Bike sieht man keine.  Die Hauptstrassen sind in sehr gutem Zustand, die Nebenstrassen aber zum Teil richtige Sandpisten. Es hat aber auch wunderschöne Velowege, die wohl zum Teil von der EU finanziert sind. Die touristische Infrastruktur ist bis auf die Grossstädte und die touristischen Orte an der Ostsee eher schlecht. Es ist teilweise schwierig eine Unterkunft zu finden. Die Leute sind offener als in Polen und gelegentlich kann jemand sogar ein wenig Englisch. 

Von Corona bemerkt man in den Baltischen Staaten wenig. Fast niemand trägt eine Maske. Allerdings hat es in jedem Geschäft und Restaurant Desinfektionsmittel und überall steht angeschrieben, man solle zwei Meter Abstand einhalten. Die Leute halten sich kaum daran. Auf der anderen Seite musste ich im Hotel in Riga ein A4-Blatt unterschreiben, auf dem unter anderem stand, dass ich während den ersten 10 Tagen in Lettland jeden Tag zweimal Fieber messen soll 🤔.

Nun habe ich zwei Tage in Helsinki verbracht, meine Wäsche gemacht, das Velo instand gestellt und ein paar Sachen eingekauft und mir natürlich die Stadt angeschaut. Helsinki ist eine richtige Grossstadt. Es hat breite Boulevards teils gesäumt von Häusern aus der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.  Es hat aber auch viele moderne, kunstvolle Bauten. Zum Beispiel die neue Bibliothek,  die auch auf dem Foto oben zu sehen ist. Sie ist ein richtiger Begegnungsort von Jung und Alt. Ich war auch im Dom, von aussen ein Prachtsbau, innen aber eher schlicht, bis auf eine riesige,  wunderschöne Orgel. Es hat auch extrem viele Museen. 

Alkohol ist hier in Helsinki extrem teuer,  ein Bier kann dann schon mal 8 Euro ein Glas Wein über 10 Euro kosten. Trotzdem es hat extrem viele Bierkneipen und Weinrestaurants. Und die sind Abends zum Bersten voll. Auch viele Junge trinken Wein. Irgendwie unverständlich,  im Baltikum war der Alkohol relativ günstig und die meisten Jugendlichen tranken Cola, und hier trinken die Jugendlichen Wein. Ich habe mehrmals gesehen,  wie zwei Jugendliche an einem Tisch eine Flasche Weisswein zum Aperitif tranken. So eine Flasche kostet 50- 100 €. 

So morgen starte ich ins Veloabenteuer Finnland.