Teil 7: Oulu - Alta


Tag 46: Durchgeschüttelt

Oulu - Kemi

111km / 350Hm

Seehund schaut Radfux zu
Seehund schaut Radfux zu

Die Radwege aus Oulu waren super, richtige Veloautobahnen.

Sonst aber glich die Etappe den vorhergehenden: Links und rechts Bäume, dazwischen Wiesen oder ein Fluss oder ein See. Allerdings eine Abwechslung gab es: auf etwa zehn Kilometer war eine Baustelle und zum Teil war die oberste Schicht des Asphalts abgehobelt. Somit wurde ich auf einer Art Waschbrett durchgeschüttelt.

Kemi, wo ich heute übernachte, ist eine Kleinstadt am Meer. Es hat sogar eine kleine Fussgängerzone. Definitiv ist aber das Meer die Sehenswürdigkeit.


Tag 47: Wer keinen Kopf hat...

Kemi - Ylitornio

103km / 360Hm

Der Fluss Tornio, dem ich in den nächsten Tagen folge
Der Fluss Tornio, dem ich in den nächsten Tagen folge

Wer keinen Kopf hat, der hat Beine.

Zum ersten:  Fünf Kilometer nach dem Start in Kemi merkte ich, dass ich den Schlüssel von meinem Zimmer mitgenommen hatte. Also wieder zurück an den Start,  macht +10km.

Zum zweiten: Weiter ging es Richtung Tornio, das ich mir per Fahrrad anschauen wollte. Plötzlich war da eine Strassensperre. Mich liess man ohne Weiteres passieren. Nach keinen 20 Metern kam mir das spanisch vor. Ich schaute zurück und sah links und rechts der Strassensperre Abschrankungen. Ich war in Schweden. Also schnell zurück. Die Grenzbeamtin erklärte mir, dass ich nicht von Schweden her einreisen könne. Ich sagte ihr, dass ich ja gerade vor einer Minute fälschlicherweise die Grenze passiert hätte und dass sie das doch gesehen habe. Sie verlangte meine ID und liess mich passieren. Da hätten auch die Beine nichts mehr genützt und der Weg zum Nordkap wäre versperrt gewesen. 

Zum dritten: Fluchtartig verliess ich Tornio entlang des Flusses Tornio nach Norden. In Ylitornio nahm ich mir ein Cottage direkt am Fluss. Als ich aus dem Haus ging fiel die Türe zu. Der Schlüssel,  das Händy und der Geldsack waren im Haus. In der Nähe fand ich zum Glück eine Gruppe Finnen, die sich draussen unterhielten. Einer von ihnen konnte etwas Englisch.  Sie nahmen sich meines Problems an und telefonierten mit dem Eigentümer der Häuschen. Dreiviertel Stunden später war der auch da und öffnete mir. Dazwischen gab es eine angeregte Unterhaltung mit den Finnen und ungläubiges Staunen über meine Reise. Ich musste sogar für Fotos herhalten. Auch machte eine Flasche Brandwein die Runde. Es war bisher die interessanteste Unterhaltung mit Finnen.


Tag 48: Der Polarkreis

Ylitornio - Camping ?

88km / 380Hm

Heute war es also soweit,  ich habe den Polarkreis überschritten und bin also offiziell in der Arktis. Das war aber ein hartes Stück Arbeit.  Es herrschte heute ein extremer Gegenwind, ich kam kaum vorwärts. Auch habe ich heute den Radler aus Bremen wieder getroffen. Mal überholte er mich, mal ich ihn. 

Jetzt geniesse ich die Abendsonne am Tornio. Todmüde hatte ich diesen Campingplatz gesehen. Ich wollte mein Zelt aufstellen oder eine der kleinen Hütten mieten. Der Besitzer konnte kein Wort Englisch und auch meine Zeichnungen verstand er nicht 🤔. Schliesslich rief er seine ca. 12 jährige Tochter, mit der ich mich recht gut verständigen konnte.


Tag 49: Renntiere

Camping ? - Äkäslompolo

89km / 510Hm

Heute war es merklich kühler und der Wind blies immer noch relativ stark. Die Strassen waren gesäumt von Bäumen, nur selten fuhr ein Auto vorbei. Die Landschaft wird aber immer karger, es hat weniger Birken und es wird wieder hügeliger. 

Als ich um eine Kurve fahre, stehen plötzlich in etwa 100 Meter Entfernung ein mächtiger Renhirsch und eine Renkuh mit zwei Jungen vor mir. Sie sind stehengeblieben und ich auch. Dann kam die Gruppe auf mich zu, aber etwa 30 Meter vor mir zweigten sie in den Wald ab, um etwa 30 Meter nach mir wieder auf die Strasse zu kommen. Ich war Ihnen offensichtlich nicht ganz geheuer. Auch später habe ich noch einzelne Tiere und die Tiere auf dem Foto auf oder neben der Strasse gesehen. 

Heute Abend bin ich in Äkäslompolo, einem Skigebiet. Mein Hostel liegt direkt an der Skipiste und mein Fahrrad darf im Skiraum übernachten.  Wenn das morgen weiter so kalt ist, kann ich vielleicht eine Skiabfahrt machen 😄


Tag 50: Wildcampen

Äkäslompolo - Enentekiö

118km / 740Hm

Mein heutiges Nachtlager
Mein heutiges Nachtlager

Ich war der einzige Gast im Hostel und hatte also Sauna, Duschen und GemeinschaftsWC für mich allein 👍. Am Morgen kam die Besitzerin und machte mir das Frühstück. Sie spricht neben Englisch und Französisch auch Deutsch. Wir hatten eine interessante Unterhaltung. 

Die Gegend war weiterhin recht hügelig mit dazwischen immer wieder wundervollen Aussichten auf Seen. In Muonio, einem kleinen Städtchen, habe ich in einer Konditorei, die von ausgewanderten Schweizern geführt wird, etwas zu Mittag gegessen. 

Da es hier schwierig ist ein Hotel oder Zeltplatz zu finden, habe ich mir einen Rastplatz ausgesucht. Als ich dort ankomme sitzt schon Johannes, der Radler aus Bremen, dort. 

Am Lagerfeuer haben wir unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht. Der Rastplatz liegt an einem See und hat einen kleinen Turm um Vögel zu beobachten. 

Morgen hoffe ich, dass ich nach Norwegen einreisen kann. 


Tag 51: In Norwegen

Enentekiö - Kautokeino

94km / 440Hm

Bisher hatte ich wenig mit Mücken zu kämpfen. Zwar hatte es bei den Campingplätzen jeweils ein paar Mücken, aber nicht weiter schlimm. Heute morgen beim Zusammenpacken waren sie plötzlich zu Hunderten da. Ich konnte mein Zelt fast nicht zusammenrollen.  Auch bei der Mittagspause war es kaum auszuhalten. 

Heute habe ich das Zielland Norwegen erreicht.  Ich hatte etwas Angst, dass mich die Norweger nicht rein lassen. Die Grenze war aber problemlos. Etwa 500 Meter später war aber eine Polizeikontrolle.  Das Auto vor mir wurde hinaus gewunken. Bei mir interessierte sich der Polizist aber nur für sein Händy. Als ich bereits etwas weiter war und mich in Sicherheit wiegte, bekam ich eine SMS vom Staat Norwegen. Darin steht,  dass es möglich ist, dass ich 10 Tage in Quarantäne muss, weitere Informationen würden auf der Homepage stehen. Dort habe ich aber nichts zu meinem Fall gefunden.  Ein ungutes Gefühl bleibt.

Die Gegend scheint mir auf Norwegischem Gebiet noch karger als in Finnland. 


Tag 52: Dem Guovdageaineatnu entlang

Kautokeino - Alta

143km / 930Hm

Wasserfall am Guovdageaineatnu
Wasserfall am Guovdageaineatnu

Heute bin ich den ganzen Tag dem Fluss Guovdageaineatnu (der immer wieder zum See wird) gefolgt. Die Besitzerin des Campings, auf dem ich übernachtet habe, sagte mir am Morgen,  dass es heute sehr schön und heiss würde und es gehe nach Alta bergab. Nun es war immer bewölkt und zum Teil fast 18 Grad, mit einem kalten Wind. Und die heutigen Höhenmeter sprechen eine andere Sprache.  Auch habe ich einen Sami getroffen,  der langsam und gut artikuliert Englisch sprach. Wir haben längere Zeit miteinander gesprochen. Auch er fand bei ihnen sei alles flach. Nun ich fuhr dem unaussprechlichen Fluss entlang, links und rechts hat es recht hohe Hügel. Auch ging es immer wieder rauf und runter. Immer wieder querten wilde Bäche die Strasse. Später ging es durch ein enges, wildes Tal. Die Gegend war um einiges abwechslungsreicher als in Finnland. 

Später traf ich auch Johannes, den Radler aus Bremen, wieder. Wir sind dann bis Alta zusammen gefahren. 

Morgen gibt es wieder einen Ruhetag.


Tag 53: Ruhetag in der Steinzeit

Alta - Alta Museum - Alta

ca. 10 km

Heute war ich unter anderem im Alta Museum.  Irgend jemand von euch hat mir das empfohlen. Ich weiss aber nicht mehr wer. Hier wurden Ritzungen in Felsen aus der Steinzeit gefunden. Ein eindrückliches Museum,  das zum Weltkulturerbe gehört.  Man kann stundenlang in den Felsen herum wandern. 

Auch habe ich einige administrative Arbeiten für die Gemeinde erledigt. 

Morgen stehen zwei Pässe und 1000 Hm und 90 km auf dem Programm. Ich hoffe es wird nicht allzu kalt.  Auf den Hügeln hier hat es noch Schnee und ab Sonntag sind Temperaturen unter 10 Grad angekündigt.